Die für letztes Jahr vorgesehene gemeinsame Gedenkveranstaltung der beiden
Kirchengemeinden und der Initiative Stolpersteine wird dieses Jahr am Dienstag, dem 9.
November, um 19.00 Uhr mit einer feierlichen Zeremonie zum Gedenken an die Jüdischen
Opfer beginnen. Sie findet auf dem Gelände des Kinder- und Familienhauses der
Evangelischen Kirchengemeinde, Conrad-Weil-Gasse 6 gegenüber dem Standort der
ehemaligen Synagoge statt.
Im Anschluss wird ab 19.30 Uhr im Evangelischen Gemeindezentrum am Königshof die
Germanistin und Historikerin Ursula Zierlinger eine bedeutende Frau im Widerstand gegen
den Nationalsozialismus vorstellen:
Elisabeth Schmitz – Selbst die Steine schreien
„Eine Ausnahme von der Regel des Schweigens“ (1)
In ihrer Rede zum 70. Jahrestag der Reichspogromnacht würdigte
Bundeskanzlerin Angela Merkel die Lebensleistung der Hanauerin
Elisabeth Schmitz, die beispielhaften Mut bewies. Bereits 1935
verfasste sie eine Denkschrift, die sich in umfassender Darstellung
und Analyse mit der systematischen Verfolgung der Juden
auseinandersetzt. Erst 2004 konnte die Quellenlage mit einem
Zufallsfund in den Nebenräumen der Johanneskirche in Hanau
so gefestigt werden, dass eine gesicherte Wertung ihres
Engagements möglich wurde.
Ihre Schriften bieten einen tiefen Einblick in die katastrophale Elisabeth-Schmitz (2)
Geschichte des Verhältnisses zwischen Juden und Christen in
Deutschland. Sogar in der „Bekennenden Kirche“ war das Eintreten für die entrechteten
Juden nicht selbstverständlich, so dass die Veröffentlichung ihrer Denkschrift nicht gewagt
wurde. Im persönlichen Risiko rettete Elisabeth Schmitz Leben von Verfolgten, im
sogenannten Rettungswiderstand - eine eher vernachlässigte Form des Widerstands, der
übrigens weitgehend von Frauen ihrer Sozialisation organisiert wurde.
Außer der bereits erwähnten Denkschrift gibt es Originalmanuskripte, in denen sich Schmitz
nicht nur mit dem Nationalsozialismus auseinandersetzt, sondern auch nach dem Krieg zum
Umgang mit der Vergangenheit äußert. Sehr gründlich reflektiert sie die bereits in den
fünfziger Jahren gestellte Frage: Was geht das uns heute an?
Im Vortrag wird ihre Vita beleuchtet, ihre Denk- und Handlungsweise vorgestellt und in
Rezitationen aus ihren Schriften anschaulich dokumentiert.
Dieser Vortrag wird durch Rezitationen aus den Schriften von Elisabeth Schmitz und
thematisch passenden poetischen Texten begleitet. Erland Schneck-Holze wird diesen Teil
der Darbietung übernehmen. Er ist durch zahlreiche Auftritte und Schultheateraufführungen
nicht nur im Raum Hanau ein Begriff. Für die musikalische Untermalung wird Martina
Georgi-Eichhorst sorgen, die seit vielen Jahren in unserer Initiative mitwirkt.
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(1) Presse- und Informationsamt der Bundesregierung: Bulletin Nr. 118-2 vom 10.11.2008
(2) Dr. Elisabeth Schmitz (1893 - 1977), Portrait auf der Gedenktafel am Geburtshaus in Hanau in der
Corniceliusstraße 16
Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Gedenktafel_Elisabeth_Schmitz_Hanau_02.jpg?uselang=de
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Initiative Stolpersteine Bergen-Enkheim
Frankfurt am Main
GEDENKVERANSTALTUNG
Datum und Zeit: 09.11.2021, 19.00 Uhr
Ort: Conrad-Weil-Gasse 6, Bergen
VORTRAG
Thema: Elisabeth Schmitz - Selbst die
Steine schreien. „Eine
Ausnahme von der Regel des
Schweigens“
Referentin: Ursula Zierlinger, Hanau
Rezitationen: Erland Schneck, Hanau
Datum und Zeit: 09.11.2021, 19.30 Uhr
Ort: Evangelisches Gemeindezentrum
am Königshof, Bergen
Veranstaltungen
Einladung zur Gedenkveranstaltung am 9. November 2021