Blütezeit
3. Die Berufsstruktur änderte sich nach der
rechtlichen Gleichstellung der Juden in
Deutschland erheblich
Bis dato hatte den Juden hauptsächlich der Handel, vorzugsweise
der Viehhandel als Berufsmöglichkeit zur Verfügung gestanden. Es
gab zwar weiterhin sehr viele Viehhändler, aber da nun auch
Ladengeschäfte und Handwerksbetriebe erlaubt waren,
eröffneten viele Juden Läden und/oder ergriffen ein Handwerk.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts beschreibt ein ehemaliger Berger
die Berufsstruktur wie folgt:
"Über die berufliche Zusammensetzung der Gemeinde ist zu
sagen, daß mehrere Viehhändler, Pferdehändler,
Getreidehändler und 8 - 9 Metzger waren. Es gab auch
mehrere (8 - 10) Portefeuiller, welche hauptsächlich zu Hause
Taschen etc. für die Offenbacher Lederwarenfabriken
machten. Es gab einen Liquoer- und Spirituosen-Fabrikant,
Schuh- und Textilwarenhändler, Spielwaren- und
Küchengeräte-Läden."
All diese Geschäfte und Wohnhäuser der Juden waren rund
um das Rathaus verteilt. Da es in Bergen nie eine Judengasse
gegeben hat, waren die jüdischen Familien schon immer in ganz
Bergen rund um die Marktstraße angesiedelt.
Quelle: Helga Krohn und Helmut Ulshöfer, Die vergessenen Nachbarn, Frankfurt
1990, Seite 16.
Die frühere Rathausgasse (heute Am Berger Spielhaus) wird von
alten Bergenern noch heute „Rewwesgaß“ genannt. Diese
Bezeichnung kommt daher, dass dort in der „Judenschule“ der
Rabbiner (= Rewwe genannte Kultusbeamte der Gemeinde) wohnte
und amtierte.
LINK zu den Stolpersteinen
> Weiterlesen:
SYNAGOGE: Im 19. Jahrhundert waren die jüdische Schule und
die Synagoge zu klein geworden
1. Die „Judenschule“ war Zentrum der jüdischen Gemeinde
Im 18. Und 19. Jahrhundert
wuchs die jüdische Bevölkerung in
Bergen-Enkheim stetig an
Zählte Bergen im Jahr 1700 nur 80 jüdische
Einwohner, so waren es 1905 223 von
insgesamt 4303 Einwohnern.
Mit der rechtlichen Gleichstellung der Juden in
Deutschland änderten sich auch ihre
beruflichen Möglichkeiten. Waren diese bisher
lediglich auf den Handel beschränkt, so
durften Juden nun auch ein Ladengeschäft
und ein Handwerk betreiben.
Wohnhaus und Laden von Mina Nachmann, Marktstraße 72
Foto: Helmut Ulshöfer (Autor der ursprünglichen Fassung der hier
überarbeiteten Ausstellung)
.
OpenStreetMap, registrierte Mitgliedschaft: Ewald Wirth
Geschichte der jüdischen Gemeinde Bergen-Enkheim
Digitale Neugestaltung der gleichnamigen Ausstellung von Helmut Ulshöfer
Initiative Stolpersteine Bergen-Enkheim
Frankfurt am Main