Ausgrenzungen
3. Betroffene berichten von Maßnahmen gegen
jüdische Ärzte und Geschäftsleute in Bergen
Rudolf Freudenberger:
„Insbesondere nach dem Boykott des 1.April 1933 haben sich
die Anweisungen aller nationalsozialistischen Einrichtungen und
Verbände, jüdische Ärzte nicht mehr zu konsultieren, deutlich
fühlbar gemacht, ..."
Zitat zu Dr. Freudenberger:
„SA-Leute standen sehr häufig vor der Praxis von
Dr. R. Freudenberger und schrieben die Leute auf, die zur
Behandlung gingen.“
Das ehemalige Wohnhaus des jüdischen Arztes Rudolf Freudenberger in der
Röhrborngasse
Foto: 2020 Ewald Wirth
Berta Heß:
"Der antijüdische Wirtschaftsboykott des Nationalsozialismus
wirkte sich gegen meinen Ehemann Anfang 1934 durch
Entziehung seiner Zulassung zum Frankfurter Schlacht- und
Viehhof aus."
Gastwirt Philipp V.:
"Bis 1939 verkehrten die Juden in meinem Lokal. Trotz vieler
Aufforderungen habe ich nie die Schilder »Deutsches
Geschäft« und »Juden sind unerwünscht« angebracht."
Zitat zu Dr. Göbel:"
„Er habe sie behandelt wie jeden anderen Patienten, während
der andere Arzt in Bergen, Dr. Müller, die Behandlung von
Juden ablehnte."
Francis Hirsch:
"Unter anderem möchte ich noch erwähnen, daß Pfarrer Karl
Wessendorft ein guter Freund aller jüdischen Einwohner in
Bergen war."
Die NSDAP-Ortsgruppe sorgte dafür, dass Geschäfte in Bergen-
Enkheim die Bezeichnung »Deutsches Geschäft« führten und
Schilder in ihren Schaufenstern hatten »Juden sind hier unerwünscht«
.Die wirtschaftlichen Boykotte hatten zur Folge, dass zwischen 1933
und 1937 von den 36 jüdischen Geschäften in Bergen-Enkheim 29
Geschäfte geschlossen wurden, bis zum 31. Dezember 1938
waren dann alle Geschäfte und Gewerbebetriebe eingestellt. Eine
direkte Übernahme von jüdischen Geschäften (Arisierung) hat es in
Bergen nicht gegeben
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4. In Folge der gesellschaftlichen Ausgrenzung verließen viel Juden
Bergen-Enkheim und wanderten aus.
Mit der NS-Diktator ändert sich alles:
Aus guten Nachbarn werden plötzlich
Fremde, die vom gesellschaftlichen
Leben ausgeschlossen werden
Bereits bei den Wahlen von 1932 hatte die
NSDAP in Bergen eine Mehrheit, die bei ca.
60 % der abgegebenen Stimmen lag.
Der Boykott jüdischen Lebens funktionierte
in Bergen-Enkheim ganz im Sinne der Partei
und der NS-Ideologie: Juden sollen durch
geschäftliche Isolierung und Umsatzrückgang
zur Aufgabe ihrer Geschäfte, Gewerbe und
Arztpraxen gezwungen werden.
Schild in einem Hanauer Friseurgeschäft
Foto: Medienzentrum Hanau - Bildarchiv (Sig. 0093/D7)
Mit freundlicher Genehmigung des Medienzentrums Hanau,
15.01.2021
Zwischen 1934 und 1941 zogen viele Juden
von Bergen nach Frankfurt. Von dort an
traten sie dann wie viele ihrer in Bergen
ansässig gebliebenen Mitbürger den Weg in
die Emigration an.
.
Geschichte der jüdischen Gemeinde Bergen-Enkheim
Digitale Neugestaltung der gleichnamigen Ausstellung von Helmut Ulshöfer
Initiative Stolpersteine Bergen-Enkheim
Frankfurt am Main